Die Mauer. Eine Buddhistische Geschichte
Ein Mönche hatte die Aufgabe, in seinem Kloster eine Mauer zu bauen.
Da er noch nie zuvor gemauert hatte, war diese Aufgabe nicht einfach. Aber er gab sich die größte Mühe, alle 1000 Steine, die dafür nötig waren, gerade und gleichmäßig aufeinanderzusetzen und einzupassen.
Als die Mauer schließlich fertig war, trat er voller Stolz einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten. Da sah er – das durfte doch nicht wahr sein – dass zwei Steine schief in der Mauer saßen. Ein grauenhafter Anblick!
Viele Monate später, als Besucher des Klosters im Garten umher wanderten, fiel der Blick eines Gastes auf das Mauerwerk. „Das ist aber eine schöne Mauer! „, bemerkte er.
„Mein Herr“, erwiderte der Mönche überrascht, „haben sie einen Sehfehler? Fallen ihnen denn nicht die beiden schiefen Mauersteine auf?“
Die nächsten Worte des Gastes veränderten die Einstellung des Mönches zu seiner Mauer, zu sich selbst und zu vielen anderen Aspekten des Lebens grundlegend.
„Ja“, sagte der Gast, “ ich sehe die beiden mangelhaften Backsteine, aber ich sehe auch 998 gut eingesetzte Steine.“
Der Mönche war überwältigt. Zum ersten Mal sah er neben den beiden mangelhaft eingesetzten Mauersteinen auch die vielen anderen Steine. Sie alle waren perfekt eingesetzt.
Bisher hatte er sich nur auf seine Fehler konzentriert und war allen anderen gegenüber blind gewesen.